Liebe Netzgemeinde, lasst uns diesen Kampf verlieren…

… aber den Krieg gewinnen.

Das Leistungsschutzrecht, dieses leidige Thema. Langsam fängt die Diskussion an, mich zu nerven. Wir sind uns doch eigentlich alle einig, dass es absoluter Schwachsinn ist. Eigentlich gegen Google gerichtet, wird es wohl in der Anfangszeit vor allem (kleinere) Aggregatoren treffen. Geht dann Rivva das zweite mal down? Das wäre eigentlich schade. Aber andererseits sehe ich im Leistungsschutzrecht eine große Chance um die deutsche Medienlandschaft, die vor allem von Großverlagen geprägt ist, umzugestalten.

Wer setzt sich denn extensiv für das Leistungsschutzrecht ein? Ich denke dabei in erster Linie an den Axel–Springer–Verlag (nicht zu Verwechseln mit dem renommierten Wissenschaftsverlag), an den Bund deutscher Zeitungsverleger und an andere Großlobbyisten.

Google wird wohl als Hauptziel der Verleger die Seiten ebendieser aus dem Index entfernen und Google News wird wohl in Deutschland eventuell nicht mehr zur Verfügung stehen. Denn würde Google bezahlen, nehmen sich sicherlich viele andere Länder Deutschland als Vorbild und Google wird noch mehr zahlen müssen. Ich als Großkonzern hätte da keine Lust drauf.

Also wird es meiner Meinung nach darauf hinauslaufen, dass wir die Deutsche Großpresselandschaft im Internet nicht mehr über Suchmaschinen und Newsaggregatoren erreichen werden.

Wird es dann keinen „Qualitätsjournalismus“ im deutschen Internet mehr geben?

Das Leistungsschutzrecht ist DIE Chance für kleinere Verleger mal Werbung für sich zu machen. Diese sagen Google: „Natürlich dürft ihr unsere Seiten gerne Verlinken, ihr müsst auch nichts bezahlen.“, und wenn der gemeine Nutzer nach [Trending Topic] bei Google sucht, wird er nicht zu BILD, SPON, FAZ und Co geleitet, sondern zu dem kleinen Blättchen. Es ist ja nicht so, dass die Großen auch die bessere Qualität bieten. Wenn wir also mehr Zeitungen entdecken die hochwertigen Inhalt liefern, sehe ich darin einen enormen Gewinn für die Gesellschaft. Vielleicht wird es dann mal wieder etwas mehr investigativen Journalismus in Deutschland geben und weniger Wahrheiten, die von oben durchgedrückt werden.

Außerdem denke ich, wir können dieses Experiment, das Leistungsschutzrecht, einfach wagen. Warum? Wenn die Besucherströme zu faz.net und co einbrechen, wovon ich ausgehe, dann werden die Verlage hoffentlich recht schnell merken, dass diese Idee nicht die beste war und höchstwahrscheinlich wie in Belgien zurückrudern.

Das hat für uns als Nutzer eventuell kurzzeitig Nachteile, aber im Endeffekt wird sich das Selbstvertrauen der Presse verkleinern, und es könnten sich die Machtverhältnisse der erstarrten deutschen Presselandschaft ändern.

Mein Fazit: Ich fände es einfach lustig, wenn das Leistungsschutzrecht eingeführt wird und mich würde es sehr interessieren, ob wir dadurch endlich frischen Wind in Deutschland bekommen. Schaden kann es nicht. Weiterhin würde es mich echt interessieren, wie lange es die Verlage ohne Google & Co aushalten. Also: “Für das Leistungsschutzrecht!“

Disclaimer: Ich gehöre noch zu den Leuten, die dieses „altmodische“ Medium „Zeitung“ lesen. Ich sehe darin ein immer noch hochwertiges Medium, welches vom Internet in naher Zukunft nicht ersetzt werden kann. Ich hab mal versucht die FAZ auf dem Kindle zu lesen, das macht gar keinen Spaß. Da ist kein Gefühl dabei. Eine Zeitung muss den ganzen Frühstückstisch ausfüllen!

Ein Gedanke zu „Liebe Netzgemeinde, lasst uns diesen Kampf verlieren…

  1. Sabine

    So betrachtet bin ich auch pro Leistungsschutzgesetz. Obgleich ich ebenfalls zu den treuen Papier Zeitungslesern gehöre, kann ich es trotzdem nur begrüßenswert finden, wenn auch im Internet anspruchsvoller Journalismus zum Zuge kommen kann. Ich bin aber zuversichtlich, denn letztlich hat der User die Möglichkeit in seinen Händen, durch sein Verhalten schlechten Journalismus zu boykottieren und die Rückkehr von Anspruch und Niveau zu erzwingen.

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